Die Fortbildung ist Teil der Aktivitäten im Projekt Schwierige Erinnerungen und Dekolonialisierung in Portugal.
Sie richtet sich an Lehrer*innen für die Fächer Geschichte, Literatur und Kunst und deckt drei pädagogische Bereiche ab:
(1) Kritische Erinnerungsarbeit aus unterschiedlichen Perspektiven
(2) Partizipativer Unterricht
(3) Einsatz von Kunst im Unterricht für die Förderung kritischen Denkens
Ziel der Lehrer*innenfortbildung ist, langfristige persönliche und gesellschaftliche Prozesse der Erinnerungsarbeit und Dekolonisierung zu fördern. Ausgangspunkt ist hierfür, dass Lehrer*innen in ihren eigenen Prozessen kritischer historischer Reflexion bestärkt werden sollen, um sie somit zu befähigen, eine solche kritische Reflexion auch bei ihren Schüler*innen anzuregen.
Wenn Lehrkräfte im Unterricht schmerzhafte Themen wie Kolonialisierung und Kolonialkriege behandeln und gemeinsam mit ihren Schüler*innen darüber reflektieren, wie eine Dekolonialisierung des gesellschaftlichen Erinnerns und auch der historischen Narrative im Unterricht aussehen könnte, dann erfordert dies von den Lehrkräften, Inhalte, Konzepte und Kategorien aus verschiedenen Perspektiven zu überprüfen. Sie müssen hierfür die offizielle und vorherrschende Perspektive der Kolonisatoren auf die Vergangenheit hinterfragen und die Perspektive der Kolonisierten aktiv einzubeziehen. Beides ist eine große Herausforderung. Die meisten Schulbücher vermitteln fast nur die portugiesische und oft koloniale Perspektive, die sich sehr ausführlich den „Entdeckungen“ der Kolonisatoren widmet und zugleich die Perspektive der kolonialisierten Menschen meist völlig ausblendet. Obwohl die Forderungen nach einer systematischen Anpassung der Schulbücherinhalte in Portugal immer lauter werden, sind die Anpassungen bisher sehr zögerlich.
Ein Thema dieser Fortbildung für Lehrkräfte (von denen viele der Mehrheitsgesellschaft angehören und selbst nicht von Rassismus betroffen sind – oft mit zahlreichen Schüler*innen unterschiedlicher kultureller Herkunft), ist in diesem Zusammenhang auch der Umgang mit dem oft verdrängten oder verleugneten Schamgefühl. Eine Scham, die ihren Ursprung im Wissen wurzelt, dass 3,5 Millionen, die Hälfte aller transatlantisch gehandelten versklavten Menschen, von portugiesischen Händlern waren. Die Erinnerung an die Gewalt der Kolonialisierung wird in der portugiesischen Gesellschaft stark verdrängt, oft unter Berufung auf die von dem brasilianischen Sozialwissenschaftler Gilberto Freyre (1900–1987) entwickelte lusotropische "Quasi-Theorie" über die Beziehung Portugals zu den Tropen, wonach Portugal die beste und gewaltfreieste Kolonialmacht gewesen sei. Vor diesem Hintergrund werden sich die Teilnehmenden oft erst in einem schwierigen Reflexionsprozess ihrer eigenen Scham über die ausgeübte Gewalt bewusst.
Partner
PLANO NACIONAL DAS ARTES (PNA) - Portugal
Sara Brighenti: sarabrighenti(a)pna.gov.pt
ASSOCIAÇÃO DE PROFESSORES DE HISTÓRIA (APH) - Portugal
Miguel Monteiro Barros: mmonteirob(a)gmail.com
Verschiedene Akademiker*innen und Künstler*innen in Portugal
Sophie Kotanyi: sophiekotanyi(a)paulofreireberlin.org
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