Dieses jährliche Treffen ist Teil der Aktivitäten von Plano Nacional das Artes (PNA) und Associação dos Professores de História (APH) unterstützt vom PFI im Projekt Schwierige Erinnerungen und Dekolonialisierung in Portugal. Es bietet gesellschaftliche Dialogräume für die Auseinandersetzung mit der portugiesischen Kolonialvergangenheit. Das Treffen ist ein Labor für den Austausch zwischen verschiedenen Arten von Multiplikator*innen, die sonst keine Gelegenheit haben, miteinander ins Gespräch zu kommen: Es bringt Vertreter*innen von Museen und Gedenkstätten; ehemalige koloniale Militärs, Geschichtslehrer*innen an Schulen und Universitäten und Aktivist*innen und Künstler*innen zusammen. Es ist eine Begegnung zwischen Generationen und Teilen der portugiesischen Gesellschaft mit sehr unterschiedlichen sozialen Hintergründen, wobei oft vor allem afrodeszendente Akademiker*innen, Aktivist*innen und Künstler*innen die zentralen kritischen Impulse einbringen.
Beim ersten Treffen im Oktober 2024 wurde versucht, den letzten Kolonialkrieg (1961-72) aus der portugiesischen Sicht zu betrachten und insbesondere an die Gewalttaten zu erinnern, die während dieser letzten Kolonialkriege (1961-1974) in Angola, Mosambik und Guinea-Bissau stattfanden und in der kollektiven Erinnerung stark verdrängt wurden. Dazu gehören die monatlichen Napalm-Bombardements zwischen 1968 bis 1972. Dabei wurde deutlich, dass nur wenige Teilnehmende bereit oder in der Lage waren, über diese Gräueltaten ihrer Militärkameraden, Väter oder Onkel als Mitglieder der Kolonialarmee zu sprechen und sich daran zu erinnern. Für die breite Mehrheit der Teilnehmer*innen erwies sich das Sprechen über die verübte Gewalt als kaum möglich. Die Anerkennung des Geschehenen ist jedoch der erste notwendige Schritt für einen Prozess der Aufarbeitung.
Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen mit der Eröffnung von Dialogräumen im Kontext der Erinnerung an Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in Lateinamerika und Deutschland beteiligt sich das PFI hier als begleitender Unterstützer, der außerhalb der portugiesischen Gesellschaft verortet ist. Wir alle teilen die Schwierigkeit, uns an schmerzhafte Vergangenheiten zu erinnern. Der Ansatz, Freires horizontale dialogische Prinzipien in kleineren Arbeitsgruppen umzusetzen, wurde von den Teilnehmenden des Treffens sehr positiv aufgenommen, da es bislang nur wenig Räume für einen horizontalen Austausch über die Vergangenheit gibt, der einen gleichberechtigten Dialog auch zwischen verschiedenen Generationen und gesellschaftlichen Positionen ermöglicht. Diese Dialog-Treffen sollen 2025 und 2026 fortgeführt werden, mit dem Ziel, auch der afrikanischen Perspektive näherzukommen.
Partner
PLANO NACIONAL DAS ARTES (PNA) - Portugal
Sara Brighenti: sarabrighenti(a)pna.gov.pt
ASSOCIAÇÃO DE PROFESSORES DE HISTÓRIA (APH) - Portugal
Miguel Monteiro Barros: mmonteirob(a)gmail.com
Verschiedene Akademiker*innen, Künstler*innen und Museen in Portugal und Deutschland
Sophie Kotanyi: sophiekotanyi(a)paulofreireberlin.org
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